So entstehen Kabel – Schritt 5: Die Flechterei

Bei der Produktion von Kabeln und Leitungen kommt es auf jedes Detail an. Im fünften Teil unserer Serie erfahren Sie, wie ein Geflecht entsteht und welche Funktionen es erfüllt.

A braided C screen cable with tinned copper mesh

Eine beflochtene C-Schirm-Leitung mit verzinntem Kupfergeflecht bietet einen Bedeckungsgrad von über 85 Prozent.

Sind die einzelnen Adern erst einmal verseilt, landen etwa 70 Prozent der Leitungen in der Flechterei. Dort warten 35 Flechtmaschinen darauf, ihre Spulenkränze in Bewegung zu setzen und die Leitungen mit einem Geflecht zu umhüllen. Die Hülle soll entweder die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) sicherstellen oder vor mechanischen Belastungen schützen. Für elektromagnetische Störfestigkeit sorgen meist aus blanken oder verzinnten Kupferdrähten bestehende Geflechte. Sie verhindern je nach Anwendung das Austreten von Strahlung aus der Leitung oder auch das Eindringen unerwünschter Signale, die zu Anlagenstörungen und -ausfällen führen können. Vor äußeren Belastungen werden die Leitungen durch stabilisierende Stahl-, Garn- oder Textilgeflechte geschützt. Scherben- und Trittfestigkeit, Beißschutz gegen Nagetiere sowie Zugentlastung in Hebezeugen durch Stützgeflechte sind nur einige Beispiele für Anwendungen aus der Praxis.

Im Werk Windsbach stehen Flechtmaschinen bereit, die Leitungen mit einem Durchmesser von 1,9 bis zu 75 Millimetern mit Geflechtschirmen (C-Schirmen) versehen. Daneben werden mit Umlegemaschinen sogenannte Drallschirme (D-Schirme) produziert. Durch die Umlegung mit Kupferdrähten sind Drallschirme torsionsfähig und erreichen einen Bedeckungsgrad von 95 bis 100 Prozent. Geflechtschirme dagegen halten Biege- und Wechselzyklen in Schleppketten mühelos stand und bieten einen Bedeckungsgrad von etwa 85 Prozent. Generell gilt bei der Beflechtung: Je größer die Steigung, sprich der Winkel der einzelnen Flechtdrähte, desto flexibler ist die Leitung. Je kleiner der Flechtwinkel, umso dichter ist das Geflecht und umso höher der Schutz.

Was bedeutet Armierung?

Zug- und Druckbelastungen können Kabel und Leitungen mechanisch beschädigen. Die Armierung, auch Bewehrung genannt, bildet eine Schutzschicht um den Verseilverbund, sodass die Funktionalität der Kabel und Leitungen uneingeschränkt erhalten bleibt. Zumeist besteht sie aus Stahldrahtgeflechten, stählernen Rund- oder Flachdrähten, Bandeisen oder aus einer Kombination dieser Materialien.

A braiding machine
Ein 24er-C-Schirm-Flechter im Einsatz: Zwei Spulenkränze mit jeweils zwölf Drahtspulen beflechten die Leitung akkurat.

Fragen an den Experten

Portrait of Schneider
Frank Schneider ist seit 2021 Produktgruppenleiter der Flechterei im Werk Windsbach. Der 33-jährige zweifache Familienvater ist bereits seit 2011 in der Kabelproduktion bei HELUKABEL tätig.

Herr Schneider, worauf kommt es in der Flechterei aus Ihrer Sicht an?

Zum einen auf das Material: Der verwendete Draht ist für die Schirmung von wesentlicher Bedeutung. Für optimale Abschirmung und Flexibilität nutzen wir am häufigsten ein mit Zinn beschichtetes Kupfer, das einen verbesserten Korrosionsschutz bietet. Auch die Prozessqualität spielt eine wichtige Rolle – das fängt schon beim gleichmäßigen Bewickeln der Flechtspulen an, um Drahtrisse im Flechter zu minimieren. Und nicht zuletzt setzen wir auf einen modernen Maschinenpark, in dem wir mit geeignetem Werkzeug hochwertige Geflechte und Bandierungen aufbringen und diesen Prozess auch überwachen können.

Ein Teil dieses Prozesses ist der regelmäßige Austausch der Flechtspulen. Was ist dabei zu beachten?

Vor dem Einsetzen der Spule ist wichtig, den Draht und die Spule auf mechanische Beschädigungen und den optimalen Ablauf des Drahtbündels zu prüfen. Nach dem Einsetzen müssen alle Verschlüsse nochmals kontrolliert werden. Das Drahtbündel muss präzise über die Rollen des Spulenträgers und eventuell des Fadenhebels geführt und in das Geflecht mit eingeflochten werden. Die eingeflochtene Stelle müssen wir anschließend bearbeiten und begutachten – dafür braucht es viel Sorgfalt und Fingerspitzengefühl. Erst danach kann die Produktion wieder gestartet werden.

Welche unterschiedlichen Anforderungen gibt es bei der Verarbeitung verschiedener Flechtmaterialien?

Jedes Material hat eine gewisse Zugspannung. Deshalb müssen wir die Brems- und Abzugskraft an den Spulenträgern bei verschiedenen Materialien und Fachungen unterschiedlich einstellen. Außerdem wählen wir je nach zu verwendendem Werkstoff den passenden Flechter.

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