Süd statt Nord
Die Künstlerin Maria Euler hat mit einer aus Kabel gebauten Spule die Himmelsrichtungen auf den Kopf gestellt und die menschliche Wahrnehmung von Wissenschaft und Kultur herausgefordert.
500 Meter dreiadriges Kabel – diese Menge brauchte Maria Euler für ihre Magnetspule, die sie im Rahmen ihres Studiums an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden baute. „HELUKABEL war bei meiner Recherche die einzige Firma, die das Anliegen und Potenzial von Kunstprojekten zu verstehen schien“, sagt die 24-Jährige. 95-mal gewickelt und geformt wie ein Tor, lockte die rund 70 Kilogramm schwere Spule die Besucher in die Jahresausstellung der Hochschule. Durch die Kabel fließen bei zwölf Volt anliegender Spannung bis zu drei Ampere Strom, ein Magnetfeld entsteht. Bei niedrigen Frequenzen lässt das Feld einen Kompass zwischen Nord und Süd wechseln und den Besucher seine Verortung in der Welt hinterfragen. Bei höheren Frequenzen kann man das unsichtbare Feld mittels Neodym-Magnet (ein sehr kleiner, aber extrem starker Magnet) spüren; denn dieser beginnt bei dem Versuch, sich an der wechselnden Feldrichtung auszurichten, in der Hand zu tanzen. Maria Euler lässt sich aus den Bereichen Physik, Computer-Wissenschaften und Science-Fiction inspirieren. Der zündende Impuls für das Projekt kam jedoch in Form eines Unfalls: Auf ihrem mit Apparaturen und Skizzen übersäten Arbeitsplatz fiel ihr ein Neodym-Magnet auf die Festplatte und beschädigte die Daten.
„Mir wurde klar, wie sehr unsere heutige Informationsgesellschaft auf den Prinzipien des Magnetismus aufbaut, um Informationen zu speichern oder zu senden. Wir sind uns dieser unsichtbaren Kraftfelder meist nicht bewusst, obwohl ihre Auswirkungen so prägend sind und sie sowohl Bestandteil unseres Planeten als auch aller uns umgebenden stromdurchflossenen Systeme und damit von uns selbst sind“, so Euler.